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Baron B aus Bochum

Auszug aus pers. Buchmanuskript*

Die meisten Erfahrungen, die ich nach dem Unfall gemacht habe, sind alles andere als komisch. Einige davon sind derart abstrus, dass sie nur erträglich sind, indem ich sie der Lächerlichkeit preisgebe. So wie das folgende faszinierende Erlebnis.

Wenn Eine eine Reise tut

Ab Sommer 2010 fuhr ich über einen Zeitraum von fast drei Jahren zur Behandlung ins Grönemeyer-Institut[1] nach Bochum[2]. Um diese Termine bewältigen zu können, musste ich pro Termin mindestens für eine Nacht in der Stadt der Romantik übernachten.

Insgesamt dauerte solch eine Behandlungsreise mindestens drei Tage. Einen Tag Hinfahrt, einen Tag Behandlung, einen Tag Rückfahrt. Meist brauchte ich vier oder fünf Tage, da Erschöpfung und Schmerzen nach den Behandlungen mehr Zeit in Anspruch genommen haben.

[1] Klinik mit fachübergreifenden Bereichen

[2] Die schönste Stadt zum Vorbeifahren


Ein Tag Behandlung – acht Tage Reisedauer

Die Behandlungsreise mit der längsten Dauer nahm acht Tage in Anspruch. Die Übernachtungskosten waren dann höher als die Behandlungskosten. So konnte solch eine Reise schnell in den vierstelligen Bereich gehen. Doch ich wäre zum Mond geflogen und hätte meinen letzten Cent ausgegeben, wenn ich nur Hilfe bekommen hätte.

Schmerzhafte Schmerzbehandlung

Bei einer Schmerzbehandlung im Gronemeyer Institut wurde unter dem CT[3] an den Nervenwurzeln der LWS eine Injektion mit Schmerzmittel und Cortison[4] eingebracht. Dabei war der Arzt aufgrund von Übermüdung – die Behandlung war für 16:00 Uhr terminiert, tatsächlich fand sie wegen Notfällen kurz vor 20:00 Uhr statt –  mit der Nadelspitze abgerutscht. Aua. Obwohl ein Teil von Rücken und beide Beine taub und nur mit größtem Willen um Zentimeter nutzbar waren, hatte ich zu den bereits vorhandenen Schmerzen zusätzlich kaum auszuhaltende Schmerzen. (Mehr dazu in einem anderen Buchkapitel).

[3] Computer-Tomografie

[4]Periradikuläre Schmerztherapie – PRT


Das hat weh getan. Eine von insgesamt drei PRT-Behandlungen ist daneben gegangen

Einhundert Meter – eine Reise zum Mond

Zu Beginn dieser Behandlungsreisen nächtigte ich der Einfachheit halber in einem Hotel in Bahnhofsnähe. Die Zimmer waren gediegen rustikal. Interieur sowie das Teppichboden ähnliche Gebilde hatten einige Dekaden hinter sich und waren damals bereits so alt wie ich heute (Ü50 mit Tendenz zu U60)

Zu Fuß waren es vom Bahnhof ungefähr einhundert Meter zum Hotel. Mit dem Auto aufgrund von Einbahnstraßen und Umleitungen waren es circa dreihundert Meter.
Die wenigen Meter Fußweg waren damals für mich wie die Reise zum Mond – unmöglich, so dass ich auf die Fahrt mit einem Taxi angewiesen war. Wäre der Weg zum Hotel abschüssig gewesen, ich wäre auf meinem Koffer mit Rollen zum Hotel gerollt. Dies war nicht möglich und so haben sich die Taxi-Fahrten zu einer Art Extrabonus entwickelt.

Feinste deutsche Hochkultur


Dabei waren die Taxifahrer ein Höhepunkt feinster deutscher Hochkultur. Rustikale Traditionen wurden liebevoll gepflegt. Gesprochen wurde hauptsächlich ein kaum zu verstehendes Kauderwelsch aus Schimpfwörtern.

Eines dieser zweibeinigen hochkulturellen Ereignisse sollte/ musste ich gleich bei einer der ersten Fahrten nach Bochum kennenlernen.

Baron B ähnliche Abbildung

Oha

Ein Bahnmitarbeiter vom Mobilitätsservice[5] hatte mich mit einem Transportmittel vom Zug abgeholt und zum Taxistand gebracht. An diesem stand an jenem Sommernachmittag die gesamte Haut Couture der Bochumer Taxifahrer. Mein erster Gedanke beim Anblick der in Samt und Seide gewickelten Feingeister (wobei die Betonung auf Geist liegt), war: Oha. In eleganten Zweireihern standen sie rauchend beieinander und warteten mit einladenden Blicken auf Fahrgäste. Auf den Dächern ihrer Fahrzeuge lagen Werke von Homer, Shakespeare und Büchner.

Von diesem adretten Anblick animiert, begab sich der Bahnmitarbeiter zum Anfang der Taxifahrzeuge, während ich aufgrund bereits gemachter Erfahrungen mit dieser speziellen Spezies skeptisch in Sichtnähe wartete.

[5] Eine Abteilung der deutschen Bahn für Menschen mit Behinderungen


Papstwahl

Kaum hatte der Bahnmitarbeiter den Fahrern mitgeteilt, welcher Fahrauftrag ihr nächster sei und dabei in meine Richtung gezeigt, wurde deutlich, dass die Herren im richtigen Leben im gehobenen Management führender Dachs-Unternehmen arbeiteten und das Taxifahren lediglich ein Ausgleich zu ihren stressigen Jobs war. Aussagen und Begriffe flogen über den Bahnhofsvorplatz, deren Bedeutung mir glücklicherweise verborgen blieb. Lediglich dem wilden Gestikulieren und an der Lautstärke der Diskussion konnte ich jedoch erkennen, dass nicht über die Saat von Sonnenblumen oder die Wahl des nächsten Papstes diskutiert wurde.

Ein fahrbares Chalet

Nach etwa fünf Minuten verbalem Gefecht war auch mir endlich klar, dass keiner der Fahrer gewillt war, meinen Rollkoffer und mich die dreihundert Meter zum Hotel zu fahren. Erst nachdem der Bahnmitarbeiter mit einer Anzeige gedroht hatte und mehrere Passanten die Taxifahrer umlagerten, öffnete einer der Fahrer seinen Verschlag sein fahrbares Chalet. Nach etwas genauerem Hinschauen eine Müllkippe auf vier Rädern – eine tolle Idee der Stadt Bochum.

Baron B

Die Fahrt zum Hotel war ein weiteres kulturelles Hochereignis. Auf dieser kurzen Fahrt hat der Chauffeur – nachfolgend Baron B genannt – ganz der galante Gästebetreuer, mich umgehend und liebevoll mit dem heimischen Sprach- und Verhaltensgebräuchen seiner Stadt vertraut gemacht. Er brachte mir regionale Begriffe wie Abschaum, Dreck und Abfall näher – passend zu seiner fahrenden Drecksschleuder.

Frei- und Leerräume


Um diese Begrifflichkeiten möglichst authentisch zu vermitteln, hatte Baron B. den Großteil seiner Kauleiste[6] herausgenommen. In den dadurch freigewordenen Räumen steckte ein Sargnagel (Zigarette der Marke Dreckstück für einsfuffzig), der genauso elegant ausschaute wie Baron B. him self.

Den Fahrpreis von 5,40 Euro am Ende der Fahrt verstand ich auf Grund der oralen Leerräume nur sehr lückenhaft. Den gewünschten Betrag lies ich unter größter Anstrengung – um mit möglichst Nichts in diesem Vehikel, vor allem nicht mit Baron B. in direkten Hautkontakt – zu kommen, auf den Rücksitz fallen.

[6] Zähne, Gebiss

Hochmodern und pikfein: Das Taxi von Baron B

Rems und Räude und feinstes Fledermausleder

Der eigenen Gesundheit war es zuträglicher, in diesem Wagen des Jahres mit dem Fahrer des Jahrhunderts nichts dem direkten Hautkontakt auszusetzen. Meine bereits vorhandenen Einschränkungen wollte ich nicht noch um die Rems oder die Räude ergänzen.

Beim Aussteigen aus der Bakterienschleuder wartete Baron B. – ganz der feingeistige Denker dessen Hände für Klavier und Kaviar gemacht sind – höflich mit einem Hauch von Transpiration auf seinem mit feinstem Fledermausleder bezogenen Sitz, bis mein Rollkoffer und ich den Weg aus seinem Gespann gefunden hatten. Gelegentlich paffte er eine Rauchwolke mit dem Duft der großen weiten Welt vor sich hin.

Schloss Rammstein und Freifrau Fredericke

Mit einem zuvorkommenden regionalen Satzbau in dem mindestens einmal das Wort Schaum vorkam, verabschiedete sich Baron B. und quietschte mit fahrenden Reifen um die Ecke. Sicher war Baron B in Gedanken bereits auf seinem Schloss und in Vorfreude auf das abendliche Diner, welches stets mit einem Entree von Schlampanja (Schaumwein) und gestörten Fischeiern begonnen wurde.

Wahrscheinlich wartete zu Hause auf Schloss Rammstein seine Gemahlin, Freifrau Fredericke von und zu auf und davon bereits mit dem Entree zum Abendtisch.

Die brokatverzierten Hausschuhe des Baron B. wurden in einer eigens dafür entworfenen Wärmebox auf kontinuierlich 42,71 Grad Celsius vorgewärmt. Dies war die Lieblingstemperatur der fidelen Füße von Baron B. Ein Zehntel Grad weniger oder mehr führten zu einem Räudeähnlichem Ausschlag sowie einem Tobsuchtsanfall der Marke extraordinär.

Schloss Rammstein: Das Schloss von Baron B und Freifrau Fredericke

Die Geburt Jesus


So manch güldener Teller ist bei einem dieser Anfälle bereits zu Bruch gegangen. Sogar die Lieblingsbrosche seiner Frau Gemahlin, ein Erbstück in achtundsiebzigster Generation (kurz nach der Geburt Jesus) ist einem dieser Anfälle zum Opfer gefallen.

Der jüngste Sohn, Stammhalter Prinz Julius Adebar spielte auf dem Flügel Einsteins sechsundvierzigste, eigens komponiert für den Herrn Papppa. Und Tochter Alexandra, Prinzessin der Pigmente, kam soeben auf ihrer Stute King of the World von ihrem nachmittäglichen Ausritt auf das heimische Gehöft getrabt.

Künstliche Kauleiste und Erhabene Wohltätigkeit

Und wahrscheinlich lag auf einem brokatverzierten Unterteller der Marke Rutschenheuter das güldene Gebiss von Baron B, welches er nur zu besonderen Anlässen in seinen oralen Freiraum klemmte. Ungeduldig wartete seine künstliche Kauleiste darauf, endlich wieder in Wachteleier zu beißen und das wollige Prickeln eines Pom Derignon zu schmecken.

Das Fahren des Taxis gehörte nicht zu den besonderen Anlässen. Bei diesen handelte es sich um wohltätige Erhabenheit, mit welcher die reich gesegnete Familie ein klein wenig von ihrem Glück abgeben möchte.

Hochadliges Teilen: Zwischen 10:00 und 19:00 die Kauleiste des schlosseigenen (Dalai)Lamas. Ab 19:00 bis 10:00 morgens die Kauleiste von Baron B


Danke und Wunsch

An dieser Stelle herzlichen Dank an den sehr freundlichen und sehr geduldigen Bahnmitarbeiter, der sich von wüsten Beschimpfungen nicht hat abhalten lassen und einen der Taxifahrer dazu gebracht hat, die kurze Kurzstrecke mit dem Lebendmüll (Originalton Baron B I Bochumer Taxifahrer) zu fahren. Diesem bleibt zu wünschen, er möge selbst nie in solche eine Situation kommen und dann auf Personen wie ihm selbst treffen.

*geplante Veröffentlichung Frühjahr 2024


Bilder: Pixabay.com
Bildbearbeitung: wgl – wiedergehenlernen I katrin dohnt

Wohin wird die Reise gehen?

In den vergangen Jahren habe ich mich mit der Frage auseinander gesetzt, wie und wo ich mein (wahrscheinlich) letztes Lebenskapitel leben möchte.

In meinem eigenen Haushalt stoße ich immer wieder an Grenzen. Die Wohnung ist zwar schön, doch leider nicht behindertengerecht. Dies, die Tatsache, dass ich meinen Alltag nur noch schwer bewältigen kann, sowie die außerordentliche Kündigung durch meine Vermieterin (eine lange, eine andere Geschichte) haben mir die zunächst angstmachende Entscheidung leichter gemacht.

Und so bin ich froh, wenn ich im Laufe dieses Jahres ein neues Zuhause finden kann in einer Gemeinschaftsunterkunft mit Betreuung. Mit Unterstützung des LWV Darmstadts (Landeswohlfahrtverband) bin ich sicher für meine letzte Lebensdekade eine gute und passende Unterkunft zu finden.

Vorfreude und Hoffnung wachsen

Haben zunächst ängstliche und traurige Gedanken bei der Auseinandersetzung mit diesem Thema überwogen, stellt sich allmählich Erleichterung und Vorfreude ein. Die Vorstellung, mich künftig um nichts als um mich kümmern zu können, sprengt momentan noch meine Vorstellungskraft. Ebenso der Gedanke daran, wieder anderen Menschen zu begegnen. Nach mehr als zehn Jahren sozialer Isolation schier überwältigend. Ebenso wie der Gedanke, dann endlich meinen Interessen nachgehen zu können. Meine Bücher fertig zu stellen, meine Kreativität wieder leben zu können – pures Glücksgefühl.

Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, wohin diese Reise führt. Da ich regional ungebunden bin, kann dass deutschlandweit fast überall sein. Hauptsache, weg von der Telekom, die hier omnipräsent ist.

Voller Hoffnung und Vorfreude und der Frage, wohin die Reise gehen wird

Loslassen – das große Zauberwort

Da meine neue Unterkunft räumlich wesentlich begrenzter sein wird als mein jetziges zuhause, werde ich fast alles Materielle hinter mir lassen müssen (dürfen?). Dieser Gedanke schafft mir inzwischen mehr Erleichterung als Sorge. In meinem Leben gab es bereits einige große Lebensumbrüche und Neuanfänge.

So der „Weggang“ vor mehr als dreißig Jahren aus der damaligen DDR in die BRD.

Gedankenreise in die Vergangenheit

Mit einer Reisetasche mit dem Allernötigsten wie persönliche Dokumente, nötigste Kleidung und ein paar Erinnerungsfotos. Begleitet von der Angst in eine Reise ins Ungewisse. Viel hätte damals noch schiefgehen können. Die Zugfahrt ohne zu Wissen, wo genau der Zug hinfährt, war der reinste Horrortrip.
Hunderte Gleichgesinnte waren zusammengequetscht in den Abteils. Kinder lagen weinend und schreiend in den Gepäckablagen. Alte Menschen saßen zitternd da mit der Angst, die eigenen Kinder und Enkel ebenso wie die Heimat vielleicht nie wieder sehen zu können.

Hoffentlich hält er dicht

Nur ein nahestehender Angehöriger wusste von meinem Vorhaben, nicht mehr nach Hause zu kommen und unmittelbar nach der Arbeit die Reise in eine unbekannte Zukunft anzutreten. Nur mit einer kleinen, möglichst unauffälligen Reisetasche mit den allernötigsten Dingen.

Von meinem Arbeitskollegen habe ich mich wie jeden Tag verabschiedet, ebenso von Freunden und allen anderen Angehörigen, die ich in den Tagen und Wochen vor meiner Abreise getroffen habe. Ein befremdliches Gefühl, dass mitunter tiefe Emotionen hervorgerufen hat.
Selbst wenn der Wunsch einen fast zerrissen hat, zu sagen, dass es das letzte Treffen sein wird, möglicherweise ohne eine Chance auf ein Wiedersehen. Doch als DDR-Bürgerin wusste man, wann es besser war zu schweigen und sich selbst und andere nicht in Gefahr zu bringen.

Der Duft der großen weiten Welt

In dem Zugabteil hat es gerochen wie in einem wochenlang nicht gereinigten Pumakäfig. Damals, mit Anfang zwanzig wusste ich noch nicht, was für ein Geruch das war. Heute, nach meinem überlebten Unfall und bis heute anhaltenden Reise der Traumaheilung weiss ich, dass Angst nicht nur riecht – sie stinkt derart unangenehm, dass einem von der eigenen Duftnote übel wird. Kein Waschen, kein Deo, nicht das teuerste Parfüm schafft Abhilfe.

Begegnung zweier Welten

Fast ohnmächtig von diesem hundertfachen Angstgeruch dauerte die Zugfahrt in das neue Land und neue Leben etwa zehn Stunden. An der damaligen deutsch-deutschen Grenze wurde der Angstgeruch ins Unendliche gesteigert. Die ostdeutschen Grenzsoldaten trampelten durch die Abteile und hatten dabei ihre Maschinenpistolen auf die verängstigen Menschen gerichtet. Ohne Angabe von Gründen wurden Leute aus dem Zug geholt. Abgeführt wie Schwerverbrecher. Vor und hinter ihnen schwerbewaffnete Soldaten, die ohne zu Zögern von ihren noch existierenden Möglichkeiten Gebrauch zu machen. Kaum dass ihnen der Moment gelassen wurde, persönliche Dinge mitzunehmen oder sich von Angehörigen zu verabschieden. Für einige von ihnen war die Fahrt damit zu Ende. Der neue Aufenthaltsort für sie war das Untersuchungsgefängnisse.

Wenn es sein musste, haben die Soldaten und Polizisten der damaligen DDR bis zum letztmöglichen Moment geschossen. Für sie waren all die Menschen, die ihre Heimat verließen in der Hoffnung auf ein Leben in Freiheit mit mehr Selbstbestimmung, Staatsfeinde und Verbrecher.

Ankunft im neuen Land

Wenige Kilometer, doch Stunden später, wurde es freundlich und menschlich. Die westdeutschen Grenzpolizisten waren das völlige Gegenprogramm und haben uns in Erstaunen mit offenen Mündern versetzt. Kein Schreien, keine Kommandos, keine Aufforderungen, den Zug zu verlassen. Keine Waffen, die auf uns gerichtet wurden. Stattdessen Aufklärung darüber, wo wir sind, wo der Zug hinfährt und was die nächsten Halteorte sein werden. Und endlich erfuhren wir auch den Zielort des Zuges.

Wer im „falschen“ Abteil saß, landete in der Pampa – doch immerhin in der westdeutschen Pampa!

Pro Halteort wurde jeweils der letzte Wagon abgehängt, so dass am Zielort (Frankfurt am Main) die Lok nur noch mit einem oder zwei Abteilen einfahren sollte. So sollte eine gerechte Aufteilung auf verschiedene Orte sicher gestellt werden.

Ich hatte das „Glück“, in einem Ort nahe Fulda abgehängt zu werden. Dort war ein Auffanglager für die nächsten Monate meine zuhause. In einem riesigen Raum mit drei-Stockwerk-Betten vereint in Gedanken mit all den anderen Menschen, denn alle hatten wir ähnliche Hoffnungen und Wünsche. Und auch unsere Ängste und Sorgen waren ähnlich***.

Zurück in die Gegenwart

Von derartiger Dramatik ist heute keine Spur. Vielmehr fange ich an, mich auf diesen neuen Lebensabschnitt zu freuen. Es könnte meine leichteste Lebensphase werden. Trotzt meiner körperlichen Verletzungen, trotzt der traumatischen Unfallerfahrungen, trotzt der Tatsache, dass ich meine geliebten Wellies* nicht werde mitnehmen können. Für sie gilt es, ebenfalls eine gute Lösung zu finden.

Zwischen die angst- und sorgenvollen Gedanken mischt sich immer mehr Vorfreude und Hoffnung. Diese Hoffnung trägt derart, dass meine momentane Lebenslage, erschwert auch durch eine äußerst unangenehme** Vermieterin, erträglicher wird.

Auf dem Weg in einen neuen Lebensabschnitt

*Wellensittiche
**die höflichste Form der Umschreibung
***über meine Ost-West-Erfahrungen ist ein Buch in Planung.

Bilder: Pixabay
Bildbearbeitung: Katrin F. E. Dohnt von wgl – wiedergehenlernen

Nicht vergessen

Heute findet das erste der beiden WM-Final-Spiele statt.

Vorweihnachtliche Gedanken

Was mir an diesem vorweihnachtlichem Wochenende durch ramponierten Kopf und Körper geht…

Die seltsamsten Gedanken kommen beim Sinnieren über das erlebte Befremdliche.

Bild Hund mit Telefonen: fotalia.com
Bildbearbeitung (Collage): wgl-wiedergehenlernen.com

Schubkarre. Die Telekom AG in menschlicher Hochform beim Rufen eines Krankenwagens. Nach deren Ermessen wäre eine Schubkarre ausreichend gewesen für meinen Abtransport, am besten zusammen mit den Brocken der eingestürzten Wand. Bereits unmittelbar nach dem Unfall startet die Telekom AG ihre Lügenwelle. Später "vergisst" sie den schweren Unfall an zuständige Unfallkasse und Behörden zu melden. Bereits ein paar Wochen nach dem Unfall behauptet sie gar, es habe den Unfall nicht gegeben
Die Telekom AG in menschlicher Hochform beim Rufen eines Krankenwagens. Nach deren Ermessen wäre eine Schubkarre ausreichend gewesen für meinen Abtransport, am besten zusammen mit den Brocken der eingestürzten Wand. Bereits unmittelbar nach dem Unfall startet die Telekom AG ihre Lügenwelle. Später „vergisst“ sie den schweren Unfall an zuständige Unfallkasse und Behörden zu melden. Bereits ein paar Wochen nach dem Unfall behauptet sie gar, es habe den Unfall nicht gegeben.

Bild Schubkarre: pixabay.com
Bildbearbeitung (Collage): wgl-wiedergehenlernen.com

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(PFLEGE-)HILFSMITTEL OHNE ÄRZTLICHE VERORDNUNG

Ein Beitrag von: Der-Querschnitt.de.
Für wiedergehenlernen.com aufbereitet von katrin von wgl.


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Menschen mit Querschnittlähmung und Menschen mit Pflegestufe brauchen für Hilfsmittel und/oder Pflegehilfsmittel nicht mehr zwingend eine ärztliche Verordnung.

Empfehlung einer Pflegefachkraft genügt

In der häuslichen Versorgung genügt mitunter eine sogenannte Empfehlung einer Pflegefachkraft.

Vorteile

Die Fachkraft kennt das häusliche Umfeld meist besser als der behandelnde Arzt – und weiß, was zum selbstbestimmten Leben oder für die Pflege fehlt. Und die Betroffenen oder ihre Angehörigen sparen sich einen Arzttermin.

Das Gesundheits-Versorgungs-Weiterentwicklungs-Gesetz (GVWG)

Das GVWG erweitert seit Anfang 2022 die Zuständigkeiten von qualifizierten Pflegefachkräften. Wozu auch die Berechtigung gehört, zu bestimmen, welche Hilfsmittel, beziehungsweise Pflegehilfsmittel Menschen benötigen – sofern sie zuhause Pflegeleistungen erhalten.

Fachkräfte können nun Hilfsmittel beziehungsweise Pflegehilfsmittel empfehlen, die zur Linderung von Beschwerden beitragen, ein selbstbestimmtes Leben fördern oder schlichtweg die Pflege erleichtern.

Dazu zählen unter anderem:
– Bade- und Duschhilfen,
– Kranken- und Behindertenfahrzeuge,
– Krankenpflegeartikel,
– Lagerungs-, Mobilitäts- und Toilettenhilfen,
– Pflegehilfsmittel zum Verbrauch.

Lange Liste von Hilfsmitteln

Unter die neue sogenannte Vermutungsregelung fällt eine Vielzahl an (Pflege-)Hilfsmitteln. „Vermutungsregelung“ bedeutet, dass bei diesen Produkten vermutet werden darf, dass sie notwendig sind für die Versorgung eines Menschen mit Pflegegrad.

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) und Pflegekassen hat die gesetzlichen Regelungen in neuen Richtlinien konkretisiert.
In den Anhang der Regelungen wurde auch eine detaillierte Auflistung aller Hilfs- und Pflegehilfsmittel eingearbeitet, die nun auf Empfehlung genehmigt werden können.

Unterlagen zum Downloaden

Die Richtlinien der Hilfsmittel-Liste sowie Anhang I – das Formular für die Empfehlung der Pflegefachkraft zum Ausfüllen – für ein Hilfsmittel/Pflegehilfsmittel stehen hier als PDF-Datei zum Download zur Verfügung.

  • Dok01 > Richtlinie zur Empfehlung von (Pflege-)Hilfsmitteln durch Pflegefachkräfte
  • Dok02 > Anhang I zu Dok01 > Empfehlung der Pflegefachkraft zum Ausfüllen.

Im Dokument Hilfsmittel-Richtlinie (Dok01…) werden auf den Seiten 16 bis 30 die Hilfs- bzw. Pflegehilfsmittel genannt, für die eine Empfehlung ausgesprochen werden kann.  

Weitere Dokumente zum Herunterladen

  • Dok03 > Hilfsmittel-Rahmenempfehlungen
  • Dok04 > Hilfsmittel-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Verordnung von Hilfsmitteln in der vertragsärztlichen Versorgung

Genaue Prüfung des Bedarfs

Sind entsprechende Hilfsmittel bereits im Haushalt vorhanden, muss zunächst geprüft werden, ob diese nicht angepasst oder repariert werden können.
Denn, so der GvK*, das Recht der Kranken- beziehungsweise Pflegekasse auf eine Prüfung der Wirtschaftlichkeit bleibt – und ein Vetorecht bei „offensichtlicher Unrichtigkeit der Empfehlung durch die Pflegefachkraft“ gibt es auch.

Bisheriger Ablauf der Genehmigung für (Pflege-)Hilfsmittel

Bisher benötigten Betroffene mit Bedarf an (Pflege-)Hilfsmitteln eine Verordnung eines Fach- oder Hausarztes. Im Rahmen der Pflegebegutachtung gaben (und geben immer noch) der Medizinische Dienst (MDK) oder die von der Pflegekasse beauftragten Gutachterinnen und Gutachter konkrete Empfehlungen zur Hilfsmittel- und Pflegehilfsmittelversorgung ab. Dies kommt einem Antrag auf diese Leistungen gleich.

Schneller und einfacher

Nun können auch Pflegefachkräfte während ihres Einsatzes im häuslichen Umfeld des Betroffenen konkrete Empfehlungen zur Hilfsmittel- und Pflegehilfsmittelversorgung abgeben, womit laut Bundesgesundheitsministeriums „eine zusätzliche Prüfung der Notwendigkeit der Versorgung durch die Pflege- oder Krankenkasse“ entfällt.

„Diese Regelungen dienen der Vereinfachung des Antragsverfahrens, damit die Versicherten wichtige Hilfsmittel zur Förderung ihrer Selbstständigkeit schneller und einfacher erhalten.“

Etwas Bürokratie bleibt

Wer eine entsprechende Empfehlung der Pflegekraft seines Vertrauens erhalten hat, muss diese binnen zwei Wochen an den Leistungserbringer weiterleiten. Dies kann zum Beispiel eine Apotheke oder ein Sanitätshaus sein.

Der Leistungserbringer stellt dann bei der Kranken- oder Pflegekasse den entsprechenden Antrag. Innerhalb von drei Wochen sollte dann das Okay für den kommen.

Konkrete Beschreibung des Bedarfs

Damit alles reibungslos klappt, sollen die Fachkräfte möglichst konkret und ausführlich beschreiben, in welchen Situationen das Hilfsmittel benötigt wird.

Regelung nur für Pflegebedürftige in häuslicher Versorgung

Die Regelung gilt nur im Rahmen einer häuslichen Versorgung von Pflegebedürftigen. Ganz konkret und ausschließlich bei:

  • häuslicher Pflege nach § 36 SGB XI (Pflegebedürftige der Pflegegrade 2 bis 5 haben bei häuslicher Pflege Anspruch auf körperbezogene Pflegemaßnahmen und pflegerische Betreuungsmaßnahmen sowie auf Hilfen bei der Haushaltsführung als Sachleistung),
  • häuslicher Krankenpflege nach § 37 SGB V (Grund- und Behandlungspflege sowie hauswirtschaftliche Versorgung, meist für bis zu vier Wochen),
  • außerklinischer Intensivpflege nach § 37c SGB V sowie
  • Beratungseinsätzen nach § 37 Absatz 3 SGB XI

Nur qualifizierte Fachkräfte dürfen Empfehlung aussprechen

Grundsätzlich dürfen nur Fachkräfte eine Empfehlung aussprechen, die nach dem Pflegeberufegesetz qualifiziert sind. Sie benötigen keine neue Zusatzqualifikation.

Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GVWK)
Externe Seite: Bundesministerium

Richtlinien zur Empfehlung von Hilfsmitteln und Pflegehilfsmitteln durch Pflegefachkräfte gemäß § 40 Absatz 6 SGB XI GKV-Spitzenverband
Externe Seite: GKV Spitzenverband

Menschen mit Behinderung im Krankenhaus

Ein Beitrag von Familienratgeber.de

Für viele Menschen mit Behinderung ist eine Behandlung im Krankenhaus mit Problemen verbunden.

Oft gibt es in den Krankenhäusern zu wenige Pflegekräfte. Die meisten Ärzt*innen und Pfleger*innen sind nicht ausgebildet für die Behandlung von Menschen mit Behinderung.
Und nur wenige Kliniken sind ausreichend barrierefrei.

Probleme gibt es auch, wenn Menschen mit Behinderung eine Begleitperson für den Aufenthalt im Krankenhaus benötigen. Das soll sich jetzt ändern.

Worauf sollten Menschen mit Behinderung achten, wenn sie ins Krankenhaus müssen? Gibt es Krankenhäuser die auf die Behandlung von Menschen mit Behinderung spezialisiert sind? Diese und andere Fragen beantwortet der folgende Text auf Familienratgeber.de.

Menschen mit Behinderung im Krankenhaus