Für die meisten Menschen ist Gehen selbstverständlich. Doch es ist alles andere als das.
Wie die meisten anderen körperlichen Abläufe ist auch Gehen ein hochkomplexer Prozess. Damit dieser reibungslos funktioniert, müssen – wie bei einem Uhrwerk viele Rädchen im richtigen Moment ineinandergreifen und reibungslos funktionieren.

Gehen können
Gehen lernen wir normalerweise als Kleinkind. Die dafür notwendigen Fähigkeiten entwickeln sich in dieser Phase. Dazu gehören:
- Krabbeln
- aufrecht stehen
- Gleichgewicht halten u.a.
Das Erlernen dieser Fähigkeiten ist auch für Kleinkinder höchst anstrengend. Um Neuerlerntes verarbeiten und abspeichern zu können, benötigen die Kleinen viel Ruhe und Schlaf.
Ihr Gehirn befindet sich noch in der Entwicklung und ist auf das neu erlernen von Fähigkeiten eingestellt. Mit jedem neuen Können bildet das Babygehirn neue Synapsen.

Babys – wahre Lernwunder
Babys und Kleinkinder sind wahre Lern-Wunder. Vom ersten Moment an lernen sie. Vieles schauen sie sich ab von Erwachsenen.
Doch Abläufe wie Krabbeln, Stehen und Gehen können lernen sie einem innerem Wissen folgend. Ohne Bücher zu lesen oder sich sich anderweitig informieren zu können, beginnen sie, bestimmte Fähigkeiten in der richtigen Reihenfolge zu üben und zu festigen.
Dabei halten sie sich an ein scheinbar inneres vorhandenes Arbeitsbuch. Nicht jedes Kind lernt im selben Alter die gleichen Fähigkeiten. Es gibt Frühzünder und Spätentwickler.
Die Reihenfolge ist wichtig
Einige Fähigkeiten müssen in einer bestimmten Reihenfolge gelernt werden.
So ist das Krabbeln eine wichtige Voraussetzung, damit ein Kind sich aufrichten, aufrecht halten kann. Erst im Anschluss an diese Fähigkeiten kann begonnen werden, mit dem Gehen zu üben.
Babys die nicht krabbeln können, haben oftmals große Probleme mit dem Stehen und Gehen lernen.
Bei so spielerisch wirkenden Dingen wie den Krabbeln lernen Babys wichtige Fähigkeiten wie Koordination und Gleichgewicht halten. Diese Fähigkeiten sind Voraussetzung, um gehen lernen zu können.

Die nachfolgenden Beschreibungen sind persönliche Erfahrungen
NEU GEHEN LERNEN MIT QUERSCHNITTLÄHMUNG
Für einen erwachsenen Menschen ist das neu bzw., wieder gehen lernen eine mindestens genau so große Herausforderung wie das erste gehen lernen für ein Baby.
Bei einem erwachsenen Menschen kommt erschwerend hinzu, dass er schon einmal gehen konnte. Das Wissen dafür ist noch vorhanden.
Durch die Hirn-und/oder Rückenmark-Verletzung lässt sich dieses Wissen jedoch nicht mehr abrufen oder weiterleiten.
Wird zb. der Befehl „linkes Bein anheben“ gedacht, kommt dieser Befehl aufgrund der Hirn- oder Rückenmarkverletzung nicht im Bein an. Der Befehl endet – je nach Höhe der Verletzung des Rückenmarkes – auf Höhe des defekten Rückenmarkes und wird von dort in umliegende Nervenzellen weitergeleitet, die zb. für das Anheben des linken Armes relevant sind.
Durch diese Fehlvermittlung kommt es dazu, dass der linke Arm ungewollte Bewegungen und Zuckungen ausführt. Das linke Bein jedoch bleibt ohne Bewegung.
Der Verlust der Gehfähigkeit durch
Querschnitt-Lähmungen
Ursache für den Verlust der Gehfähigkeit können Querschnittlähmungen sein. Gründe dafür sind Unfälle, Verletzungen, Erkrankungen oder Tumore.
Egal welche Ursache einer Gehunfähigkeit zugrunde liegt, für den betroffenen Menschen ist ein solch gravierender Verlust auch psychisch eine traumatische Erfahrung. Auch wenn es dem betroffenen Menschen selbst nicht bewusst ist.
Vor allem Betroffene, die nach dem Verlust ihrer Gehfähigkeit sofort weiter machen wollen wie vor dem Verlust, versuchen (unbewusst) das dramatische Geschehen und dessen Folgen zu verdrängen.
Neben der physischen Unversehrtheit ist auch die Psyche verletzt und braucht ebenso Behandlung wie die körperliche Verletzung.
Der medizinische Begriff für eine Lähmung lautet Parese. Eine halbseitige Lähmung (linke oder rechte Körperhälfte) heisst Hemiparese.
Die Verletzung der Psyche heisst psychisches Trauma.