Trügerische Gefühle
Ende vergangenes Jahr hatte ich das Gefühl, allmählich wieder in einem lebenswerten Leben angekommen zu sein. Mit meinen Einschränkungen habe ich mich arrangiert. Meine Konzentration liegt auf dem was wieder geht, was wieder möglich ist. Ich habe mich gefreut auf das neue Jahr und darauf, meine Pläne und Ideen endlich umsetzen zu können.
Schöne Bescherung
Zwei Tage vor Weihnachten wurde ich mit einer Diagnose konfrontiert, die lebensbedrohlich sein kann. Zu einem Zeitpunkt an dem ich gedacht habe, dass leichtere Leben begänne, hat mich dies zutiefst erschüttert. Und der Schreck sitzt mir noch immer im Nacken.
Grüsse aus der Vergangenheit
In der Zeit von 1992 bis 1997 wurde ich jedes Jahr einmal, insgesamt sechsmal wegen dieser Erkrankung operiert. Im Dezember 1997 hiess es dann, die Chancen auf Heilung stünden gut. Wenn innerhalb der kommenden sieben Jahre kein Rückfall erfolgt, ist eine völlige Heilung denkbar. Generell gäbe es aber keine absolute Sicherheit.
Zeit heilt doch nicht alle Wunden
Die Jahre gingen ins Land. Aus Jahren wurden mehr als zwei Jahrzehnte und ich hatte dieses Thema völlig aus den Augen verloren. Mehr unregelmässig als regelmässig habe ich zwei Kontrolltermine jährlich wahrgenommen. Nach dem Unfall konnte ich mehrere Jahre die Kontrolltermine nicht wahrnehmen. Ab 2013 / 2014 habe ich zumindest einen Termin pro Jahr geschafft. Stets war alles in bester Ordnung.
Perfektes Timing
Die letzten zwei Jahre konnte ich gesundheitsbedingt die halbjährlichen Kontrolluntersuchungen nicht wahrnehmen – offensichtlich genau der Zeitraum in dem die Erkrankung zurück gekommen ist.
Die Angst sterben zu müssen
Zwei Tage vor Weihnachten 2021 habe ich die Anfangs-Diagnose erhalten. Bereits einen Tag darauf wurde sie durch eine CT-Aufnahme (Computer-Tomografie) bestätigt. Seitdem geistert die Angst in meinem Kopf herum, sterben zu müssen. Entweder an der Erkrankung selbst oder bei der bevorstehenden Operation.
Ein Gefühl, dass mir völlig neu ist. Egal womit ich in der Vergangenheit zu tun hatte, immer war in meinem tieferen Inneren die feste Überzeugung, wieder gesund zu werden, wieder gehen zu können, wieder ein gutes Leben führen zu können. Dieses Gefühl gibt es diesmal nicht. Ein dunkles Nichts umgibt mich, wenn ich an die Erkrankung denke.
Gutes kann böse werden
Obwohl die Erkrankung laut medizinischer Definition „gutartig“ ist, kann sie in ihren Auswirkungen sehr bösartig sein. Bis hin zur Meningitis mit nachfolgendem Ableben ist alles möglich. Die einzige Wahl der Behandlung ist eine Operation.
Schnell noch geniessen
Das Einzige, das ich im Moment tun kann, ist jeden Tag, jeden Augenblick zu geniessen. Mit all seinen Facetten. Denn das Leben ist schön. Und ich will leben! Kaum wage ich zu hoffen, noch einmal soviel Glück zu haben wie bei der ersten Erkrankung dieser Art.
Fünf Kopf-Operationen habe ich gut „hinter mich gebracht“. Nach jeder Operation hat alles wieder funktioniert – keine Selbstverständlichkeit. Auch eine Wiederbelebungsmassnahme während einer der Operationen ist gut ausgegangen.
Innere Stimme ist verstummt
Selbst nach dem schweren Unfall 2006 hatte ich in allem Unglück so unverschämt viel Glück.Allein durch den Unfall selbst hätte ich tot sein können. Ebenso von den schweren Verletzungen. Doch immer ist alles gut ausgegangen. Ich lebe, ich kann wieder gehen, vieles ist wieder möglich.
Gefühlt passt das alles momentan nicht zusammen. Und so klammere ich mich mit aller Kraft an das Leben und hoffe, mir bleibt noch die Zeit, meine Wünsche und Ideen umzusetzen und noch einmal ein Stück Leben abzubekommen, dass leichter und schön ist.